Ich bin ja kein Experte, aber man braucht keiner zu sein, um eine Meinung zu haben. Ohne Zweifel werden uns die Experten bald schon genau sagen können, wie es dazu kam, dass Donald Trump entgegen aller Vorhersagen zum nächsten Präsidenten gewählt wurde. Wie immer werden eine Vielzahl von Gründen zu diesem historischen Unfall beigetragen haben. Wäre es anders herausgekommen, wenn Trumps Gegenüber nicht Clinton geheißen hätte (viele dachten sich wohl „das kennen wir schon“)? Wenn sein Gegenüber keine Frau gewesen wäre (nicht dass das etwas ausmachen sollte)? Wenn Trump sich nicht selber so als nicht-Politiker dargestellt hätte (nun, das hat den Desillusionierten sicherlich zugesagt)?
Dass beide Kandidaten einiges an Ballast mit sich herumschleppten zwang die Amerikaner, sich für das weniger große Übel zu entscheiden. Ein perfektes Szenario für eine Protestwahl? Ein Tritt ans Schienbein für die etablierte Elite von den vielen desillusionierten Menschen, die die Nase voll haben von leeren Versprechungen? Hier war einer, der etwas erreicht hatte im Leben, auch wenn es ausschließlich ihm zugute kam. Hier war einer, der aus einer mageren Million ein Milliarden-Geschäftsimperium aufbaute. Das ist doch die Verkörperlichung des American Dream … irgendwie. Immerhin, es ist ziemlich eindrücklich, dass jemand der so viel Mist herauslässt zum Präsidenten einen demokratischen Landes gewählt wird. Offensichtlich trifft die Mehrheit nicht immer die beste Entscheidung. Aber Trump konnte sich differenzieren, und das war schlussendlich das Ausschlaggebende.
Aber sollten wir uns Sorgen machen, dass Trumps verbale Ungeschicktheit in einem nuklearen Feuerwerk endet, in einer Umweltkatastrophe, oder in einem wirtschaftlichen Zusammenbruch? Immerhin, Politiker halten ihre Versprechungen, die sie vor der Wahl machen, sehr selten, und in diesem Fall wäre das ja gut so. Donald Trump könnte es schon ziemlich bald bereuen, dass er sich zur Wahl stellte, wenn er nämlich feststellt, dass es viel einfacher ist, ein persönliches Empirium zu errichten, als ein ganzes Land zu regieren. Er wird sich doch auf eine Armee von Ratgebern stützen müssen, denen es ohne Zweifel schwer fallen wird, einerseits Trumps enormes Ego streicheln zu müssen, und ihm Dinge sagen zu müssen wie: „Ihre Majestät, eine Mauer zu bauen wird das Problem nicht lösen, die sind ziemlich gut im Tunnelbauen.“
Nur eines ist sicher: Der Mann, der seine Abscheu für die Medien ausgedrückt hat, hat ihnen nun mindestens vier Jahre saftige Schlagzeilen garantiert.